"Eine Reise nach Italien und an die Grenzen der theoretischen Neurowissenschaften. Das erlebte ich vor kurzem durch das Abdus Salam International Centre for Theoretical Physics – idyllisch gelegen am Golf von Triest, etwa zehn Kilometer nördlich des Kerns der namensgebenden Stadt. Dank eines Reisekostenstipendiums der Bonner Universitätsstiftung konnte ich dort vom 3. bis 7. Juni dieses Jahres am „Junior Scientists Workshop on Recent Advances in Theoretical Neuroscience“ teilnehmen. Diese inspirierende Reise eröffnete mir nicht nur neue Horizonte in der Forschung, sondern gab mir auch die Gelegenheit, mich mit aufstrebenden Nachwuchswissenschaftler*innen zu vernetzen.
Die Veranstaltung, deren erklärtes Ziel es war, den Austausch zwischen jungen Wissenschaftler*innen zu ermöglichen und zukünftige Zusammenarbeit zu fördern, bot eine ideale Plattform, um die neuesten Fortschritte auf dem Gebiet der theoretischen Neurowissenschaften zu diskutieren. Dieser Zweig der Neurowissenschaften ist ein junges und innovatives Forschungsfeld, in dem mit Hilfe von mathematischen Modellen versucht wird, ein besseres Verständnis von unserem Gehirn und seinen Fähigkeiten wie Planen, Lernen und Erinnern zu entwickeln. Eine Besonderheit des Workshops: nicht nur wir Teilnehmenden, sondern auch die eingeladenen Redner*innen waren Wissenschaftler*innen, denen ein Großteil ihrer wissenschaftlichen Karriere noch bevorsteht. Ihre Vorträge boten einen umfassenden Überblick über aktuelle Trends und zukünftige Entwicklungen in den theoretischen Neurowissenschaften.
Zudem bestand die Möglichkeit, eigene Forschungsunterfangen in Form von Kurzvorträgen und Postersessions vorzustellen. Ich beschäftige mich in meiner Forschung unter anderem mit dem Phänomen des representational drifts. Damit ist vereinfachend gemeint, dass dieselbe Information – z. B. eine Erinnerung – im Gehirn zu verschiedenen Zeitpunkten von unterschiedlichen Neuronen dargestellt wird. Bisher ist sowohl ungeklärt, warum es representational drifts gibt (und Erinnerungen nicht an einem festen Ort gespeichert werden wie vergleichsweise eine Datei auf einer Festplatte), als auch, wie der Mechanismus dahinter aussieht. Gleich am ersten Tag durfte ich auf einem Poster meine Arbeit dazu präsentieren, inspirierende Diskussionen führen und wertvolle Rückmeldungen erhalten.
Neben den intensiven wissenschaftlichen Gesprächen gab es auch Gelegenheiten, gemeinsam die malerischen Gassen von Triest zu erkunden, die beste Pizzeria der Stadt zu suchen oder zur Erfrischung im klaren Wasser des Adriatischen Meeres schwimmen zu gehen. So ließ es sich kaum vermeiden, die anderen Teilnehmer*innen nicht nur fachlich, sondern auch menschlich näher kennen zu lernen.
Die Teilnahme an diesem Workshop war für mich eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Besonders beeindruckt hat mich die Möglichkeit, mich mit Nachwuchsforscher*innen zu vernetzen, die das Feld der theoretischen Neurowissenschaften in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich maßgeblich mitprägen werden. Der Austausch mit ihnen hat mir für meine eigene Forschung neue Perspektiven eröffnet und viel Motivation mitgegeben. Die Erkenntnisse und Verbindungen, die ich während des Workshops gewonnen habe, werden sicherlich einen nachhaltigen Einfluss auf meine akademische Laufbahn haben.
Ich bin äußerst dankbar für die Unterstützung der Bonner Universitätsstiftung, die diese Reise ermöglicht hat. Durch ihre Förderungsangebote leistet sie meiner Meinung nach einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Wissenschaft, insbesondere in Bezug auf den wissenschaftlichen Nachwuchs. Mein besonderer Dank gilt auch den Organisator*innen des Workshops sowie allen Teilnehmenden für die inspirierenden Diskussionen und die kollegiale Atmosphäre."
Ein Bericht von Simon Altrogge, Doktorand in der Arbeitsgruppe Neural Network Dynamics and Computation unter der Leitung von Raoul-Martin Memmesheimer