01. April 2025

Her mit den Portr[AI]ts! - Ausstellung versäumter Bilder Her mit den Portr[AI]ts! - Ausstellung versäumter Bilder

KI-generierte Porträts Bonner Wissenschaftlerinnen ab dem 10. April im Universitätsmuseum

Sie haben Großes geleistet - doch ihre Gesichter kennt man oft nicht: Die Ausstellung „Versäumte Bilder“ zeigt vergessene Wissenschaftlerinnen mit realitätsnahen Porträts, ohne dass sie jemals so fotografiert wurden. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz hat die Fotografin Gesine Born diese Bilder erschaffen, um bedeutende Frauen und ihre Leistungen zu würdigen. Ab Donnerstag, 10. April 2025 werden auf Initiative der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Bonn, Gabriele Alonso Rodriguez, zwölf dieser Bilder im Bonner Universitätsmuseum gezeigt. Die Bonner Universitätsstiftung unterstützt das Projekt aus den Mitteln des Prof. Dr. Walther Hubatsch Stiftungsfonds. 

Hurra, Frau Doktor!?
Hurra, Frau Doktor!? - Von wegen: Dieses Bild ist kein reales Bild. So hätte es aber sein können. Es entstand durch Midjourney: Diese auf Künstlicher Intelligenz basierende Software-Plattform erschafft täuschend echte Bilder. © Gesine Born/Bilderinstitut
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.
Bitte füllen Sie dieses Feld mit dem im Platzhalter angegebenen Beispielformat aus.
Die Telefonnummer wird gemäß der DSGVO verarbeitet.

Amalie Kretzer ist eine der zwölf Wissenschaftlerinnen, deren „Versäumtes Bild“ jetzt im Universitätsmuseum zu sehen sind. Sie war im Jahr 1909 die erste Doktorandin der Physik an der Universität Bonn. Als Frauen der Zugang zu höherer Bildung erschwert und ihre Eignung für ein naturwissenschaftliches Studium verneint wurde, nahm Amalie Kretzer diese Hürde und promovierte sich 1908 erfolgreich an der Universität Bonn. Weil aber trotz bester wissenschaftlicher Qualifikation die beruflichen Chancen für Naturwissenschaftlerinnen im Wissenschaftsbetrieb rar waren, arbeitete Amalie Kretzer als Lehrerin einer höheren Mädchenschule. Nach ihrer Hochzeit im Jahr 1917 wurde ihr auch das genommen: die sogenannte Zölibatsklausel erlaubte nicht, als verheiratete Lehrerin zu arbeiten. Erst drei Jahre später wurde diese Regelung abgeschafft.

Frauen wie Amalie Kretzer wurden ihr Leben lang nicht als Wissenschaftlerinnen gesehen und gewürdigt. So durften sie auch nicht unter eigenem Namen publizieren. Anlässe, sie als Wissenschaftlerin zu sehen und zu fotografieren, gab es nicht, oder sie wurden ignoriert. Nur wenige Bilder zeigen Wissenschaftlerinnen dieser Zeit als öffentlich relevante Persönlichkeiten, wie es für die öffentliche Kommunikation unter männlichen Wissenschaftlern üblich war.

Hartes Licht und starke Posen

Die Berliner Fotografin und Wissenschaftskommunikatorin Gesine Born holt diese Frauen in die erste Reihe: „Ich will sie gleichstellen und den Ahnengalerien der Männer hinzufügen. Dafür setze ich hartes Licht ein und bilde starke Posen ab, wie wir sie von Männern kennen, beispielsweise die verschränkten Arme“, erklärt Gesine Born. Sie nutzt Midjourney, eine auf Künstlicher Intelligenz basierende Software-Plattform, die täuschend echte Bilder erschafft. Wo in seltenen Fällen doch noch Fotografien der Wissenschaftlerinnen existieren, werden sie der Künstlichen Intelligenz zur Verarbeitung eingespeist. Weitere, textbasierte Informationen über diese Frauen kommen hinzu, wenn möglich auch Orte und Zeitangaben, bis die KI schließlich das bisher versäumte Foto hervorbringt.

Hätte es nicht so sein können?

Manchmal geht Gesine Born mit ihren Portraits auch über die bekannten Tatsachen der Vergangenheit hinaus, zum Beispiel wenn einer in den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts bereits verstorbenen Wissenschaftlerin über das jetzt hergestellte Porträt ein Nobelpreis des Jahres 1968 „verliehen“ wird, was tatsächlich so nie stattgefunden hat. Hätte es nicht genau so sein können, wenn man(n) sich rechtzeitig ein Bild von der Wissenschaftlerin gemacht hätte? Die Ausstellung ist keine klassische Dokumentation und will das auch nicht sein, sondern sie zeigt KI-gestützte Kunst. Sie bedient sich eines realistisch anmutenden Bildes, um zu zeigen, was eine angemessene Würdigung gewesen wäre.

Auch Künstliche Intelligenz zieht ihr Wissen nur aus dem Internet. Dort ist die systematische Benachteiligung von Wissenschaftlerinnen aber ebenso etabliert wie in anderen Medien aus der Zeit vor dem Internet. Deshalb neigt KI dazu, Vorurteile zu verstetigen. „Wenn sogar eine Künstliche Intelligenz meint, dass ein Wissenschaftler auf jeden Fall ein Mann sein müsse, macht das die systematische Benachteiligung der Frau in Wissenschaft und Gesellschaft sichtbar“, so Born. Dagegen steht jetzt die neue Ausstellung „Her mit den Portr[AI]ts!“.

Gabriele Alonso Rodriguez hatte die Idee zu dieser Ausstellung und hat sie ins Universitätsmuseum der Uni Bonn geholt. Sie ist die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Bonn und möchte „die außergewöhnlichen Leistungen von Wissenschaftlerinnen auch auf diese Weise verdeutlichen und der Öffentlichkeit zugänglich machen“, erklärt Alonso Rodriguez. Seit dem ersten Arbeitstreffen der Gleichstellungsbeauftragten mit der Fotografin vor einem Jahr unterstützt der Dezernent für Hochschulkommunikation der Universität das Projekt. Prof. Dr. Andreas Archut war beispielsweise an der Konzeption der Ausstellung im Universitätsmuseum beteiligt und sorgt dafür, dass sie jetzt bekannt wird. Alonso Rodriguez sagt: „Ich bin begeistert von der Technologie, die diese tollen Ergebnisse zutage fördert. Mein großer Dank gilt vor allem dem Team, also der Fotografin Gesine Born und unserem Kommunikationschef, Professor Archut. Mit den beiden war der lange Weg bis zur Eröffnung immer kurzweilig und inspirierend.“

Öffnungszeiten und Adresse
Das Universitätsmuseum der Uni Bonn, Regina-Pacis-Weg 1, 53113 Bonn, ist geöffnet mittwochs bis sonntags von 12:00 bis 17:00. An gesetzlichen Feiertagen bleibt das Museum geschlossen.

Ein Beitrag von Dezernat 8 - Hochschulkommunikation

Amalie Kretzer
Amalie Kretzer - Die Naturwissenschaftlerin hätte eine formidable Professorin sein sollen - aber sie durfte nicht. © Gesine Born/Bilderinstitut

Vorträge, Workshops, Führungen

Website der Portraits: Unter www.uni-bonn.de/portraits1 bleiben die versäumten Porträts der Wissenschaftlerinnen über die Ausstellung hinaus abrufbar und sichtbar.

30 Minuten-Führungen durch die Ausstellung werden an drei Terminen jeweils um 14.00 Uhr angeboten
am 12. April 2025,
am 03. Mai 2025 und
am 17. Mai 2025.

Einen "Historischen Überblick" zu den Wissenschaftlerinnen an der Universität Bonn gibt Prof. Dr. Christine Krüger am 16. April 2025 um 18.00 in Hörsaal XIV. 

Ein Workshop zu „AI: Gender & Diversity Biases and Potential” findet am 30.04.2025 online per Zoom statt mit Maia George. 

Isabel Busch erinnert am 07. Mai 2025 um 18 Uhr in Hörsaal VII mit einem Vortrag an die erste niedergelassene Ärztin in Deutschland, Hermine Heusler-Edenhuizen (1872-1955).

Feminist AI bietet am 21. Mai eine Führung durch die Ausstellung und um 18.30 Uhr einen Vortrag zum Thema „Kritische Perspektiven auf Gender und KI“ in Hörsaal XIV an. Feminist AI arbeitet daran, Technologie in die Hände von Machern, Forschern, Denkern und Lernenden zu legen, um ungehörten Stimmen Gehör zu verschaffen und eine für alle zugänglichere KI zu schaffen.

Das Projekt „Her mit den Portr[AI]ts!“ wird gefördert von der IVG-Stiftung und der Bonner Universitätsstiftung.

Bilderinstitut. Visualisierung für Wissenschaftsprojekte: 
Gesine Born
Niederbarminstraße 10, 10247 Berlin
bilderinstitut@gesine-born.de

Ansprechpartnerin für die Medien: 
Gabriele Alonso Rodriguez
Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Universität Bonn 
Tel. +49 228 73-7490
Sekretariat: +49 228 73-6574
gleichstellungsbeauftragte@zgb.uni-bonn.de

Wird geladen